Möchten Sie die Osteratmosphäre in der Tschechischen Republik erleben? Dann lesen Sie einen kurzen und übersichtlichen Beitrag über tschechische Ostertraditionen.
Von allen Feiertagen hat Ostern in der Tschechischen Republik die längste Vorbereitungszeit. Der Höhepunkt ist die Osterwoche, die am Palmsonntag beginnt.
Der Palmsonntag wird auch „Květnice“ und Lammsonntag genannt. In der Kirche sind Weidenkätzchen, Trauerweiden und Birkenzweige geweiht, die mit einer roten Schleife gebunden sind. Frauen backen an diesem Tag nichts, weil man glaubt, dass sie eine Blume auf den Bäumen gebacken hätten und es keine Früchte geben könnte. Am Palmsonntag zieht man sich neue Kleider an, um das ganze Jahr schick zu sein.
Blauer Montag ist mit der blauen Farbe verbunden, die man in Kirchen aufhängt. An diesem Tag soll man nicht arbeiten. Dies gilt nicht für Hausfrauen, sie sollen mit dem Aufräumen anfangen.
Die Frauen setzen das Putzen fort und fegen die Spinnweben aus den Ecken.
An diesem Tag wird Asche aus dem Schornstein gefegt. Dieser Tag wird in Tschechien als Sauermittwoch bezeichnet. Deshalb darf man am Aschermittwoch nicht sauer sein.
An diesem Tag isst man Spinat, Kohl oder Brennnesselsalat. In tschechischen Restaurants wird grünes Bier gezapft. Auch die Kirchenglocken, die symbolisch nach Rom übergehen, schwingen mit. Sie werden erst am Weißen Samstag wieder läuten.
Seit 2016 ist Karfreitag in Tschechien Nationalfeiertag. Man glaubt, dass an diesem Tag sich die Felsen und der denkwürdige Berg Blaník öffnen und Schätze zum Vorschein kommen. Man darf heute nicht mit der Erde arbeiten, wie zum Beispiel keine Gartenarbeit. An diesem Tag sollte man nichts ausleihen, nicht waschen, nicht backen und nicht kehren.
Karsamstag wird in Tschechien als Weisser Samstag bezeichnet. An diesem Tag wird die Osterrute „pomlázka“ geflochten, Eier gefärbt und bemalt. Die weiße Farbe symbolisiert Hoffnung und auch ein neues Leben, deshalb werden heute auch die Wände weiß gestrichen. Messen und Gottesdienste sind nicht gestattet und Glocken, die am Gründonnerstag symbolisch nach Rom geflogen sind, kehren zurück.
Am Ostersonntag werden das Osterbrot „mazanec“, das Osterlammgebäck „beránek“ und „jidáš“ gebacken, die in keinem Haushalt fehlen dürfen.
Die jungen Männer und die Kinder laufen am Ostermontag am Vormittag im Dorf herum und peitschen symbolisch die Mädchen, damit sie für das nächste Jahr gesund und schön bleiben. Die Mädchen binden farbige Schleife an die Osterruten der Jungs (rote Schleife – Liebe, blau Schleife – Hoffnung, gelbe Schleife – Ablehnung, grüne Schleife – Sympathie). Die heranwachsenden Männer singen dabei ein Osterlied und bekommen dafür ein bemaltes Ei, Schokolade oder Süßigkeiten. Erwachsene Männer erhalten Schnaps. Wenn die Jungs nach Mittag zum Osterlied kommen, können die Mädchen Wasser auf sie gießen.
Die Osterrute ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Osterfeierlichkeiten. Es wird aus Trauerweide geflochten. Man bastelt sie aus drei, vier, sechs, acht, neun, zehn oder sogar zwölf Weiden und schlieβlich verziert man sie mit Schleifen.
Bemalte Eier werden von Frauen und Mädchen zubereitet. Eier sind ein Symbol für neues Leben und daher das Hauptgeschenk am Ostermontag. Man färbt und bemalt die Ostereier traditionell mit natürlichen Farben und Wachs. Die Eier werden auch mit Gras, Petersilie, Zwiebelschalen, Kurkuma oder Kaffee gefärbt.
Altböhmische „jidáše“ dürfen auf dem Ostertisch nicht fehlen. Nach dem Backen wird das noch heiße süße Ostergebäck mit erwärmtem Honig bestrichen. „Jidáš“ isst man mit Kaffee oder Tee oder in Scheiben geschnitten und mit Honig, Butter oder Marmelade gesalbt.
Es handelt sich um ein Osterbrot aus süßem Hefeteig, der vor dem Backen mit dem Kreuzzeichen oder mit Zöpfen und Mandeln verziert wird. Die Tradition des Osterbrotes geht bis ins 16. Jahrhundert zurück.
Das Osterlamm wird in Gusseisen- oder Keramikformen gebacken und ersetzt den alten Brauch, ein echtes Lamm zu essen. Es wird mit Puderzucker dekoriert oder mit Schokolade überzogen. Rosinen werden als Augen verwendet, die mit Nadeln befestigt werden.
Sie werden sich in den Geruch von „nádivka“ verlieben. Ob Brennnessel, Spinat, Bärlauch, mit oder ohne Räucherfleisch, Hauptsache Eier und Gewürze dürfen in keiner „nádivka“ fehlen. „Nádivka“ isst ein traditionelles herzhaftes Gericht, das in jedem Haushalt etwa anders zubereitet wird und daher auch anders schmeckt.