Chemnitz 2018

Veröffentlicht Šárka

„Wir wollen das gar nicht schaffen!“, sagte Alexander Gauland (Vorsitzender der Brandenburgischen Rechten Partei AfD) am 7. Oktober 2015 bei der Demonstration in Erfurt. 5 000 Demonstranten jubelten! „Heute“, drei Jahre später, dringt die Situation in Chemnitz vor. Zehntausende Demonstranten, Proteste und eine sächsische Stadt, die als Zielscheibe der nationalsozialistischen Spöttelei dient. Migrationskrise, die Nazis, aber auch die gewöhnlichen Bewohner der Stadt. Das ist Chemnitz aktuell.

Sachsens drittgrößte Stadt wirkt auf den ersten Blick mit einem schläfrigen Eindruck, aber in den letzten Tagen ist die unscheinbare kleine Stadt, die 60 km von der tschechischen Grenze entfernt ist, zu einem beliebten Ort der Rechtsextremen geworden.

Chemnitz Roter Turm

Am 27. August fotografieren zwei ältere Touristen die typische Chemnitzer Sehenswürdigkeit: Den Roten Turm aus dem 12. Jahrhundert und die umliegenden Bronzeplatten auf dem Fuβweg, die an die berühmten Söhne und Töchter der Stadt erinnern, wie Georgius Agricola, Marianne Brandt, Richard Hartmann, Karl Schmidt-Rottluff oder Stefan Heym.

„Wir sind geborene Chemnitzer, aber wir leben über 30 Jahre in München. Sie wissen – die Nostalgie“, so das nette Ehepaar aus München. In ein paar Minuten später beginnt sich die Brückenstraβe mit Menschen zu füllen – mit Flaggen in der Hand. Manfred und seine Frau nehmen Abschied von ihrer Heimatstadt und laufen zum nah gelegenen Bahnhof. Es ist 18:00 Uhr und der Zug fährt in 30 Minuten ab.

Chemnitz Hubschrauber

Zu dieser Zeit kreist ein Polizeihubschrauber über Chemnitz. Im Moment wird er in dicken Wolken verborgen, dann taucht er wieder auf und wendet seine Aufmerksamkeit dem sieben Meter hohen Karl-Marx-Monument zu. Heute geht es aber nicht um das Monument. Seine Popularität steht im Schatten der demonstrierenden Menschen.

Chemnitz Karl Marx Kopf

Insgesamt 6 000 Demonstranten von der rechtspopulistischen Bewegung „Pro Chemnitz“, AfD, Pegida und Hooligans bis Kaotic Chemnitz. Die Menschen kommen aus Berlin, Brandenburg, Thüringen, Niedersachsen. Sie schreien: „Deutschland den Deutschen“, „Ausländer raus“. (Montag, 27.08.2018)

Chemnitz Ausländer raus

„Ich bin kein Nazi! Ich kam für meine Kinder! Für meine Enkelkinder! Ich möchte sie schützen und ich möchte mich in der Stadt wohl fühlen.“, so Renate mit Piercing in den Augenbrauen und mit Tattoo auf den Händen. Manche äußern ihre Meinung ruhig und in Frieden, andere übernehmen Verantwortung in ihren Händen und verursachen Konflikte. Sie attackieren die Menschen, die nicht als Deutsch-Bürger aussehen.? Sie werfen Glasflaschen, Feuerwerkskörper, Steine, Schlagwaffen. (Montag, 27.08.2018)

Chemnitz Polizisten
Karl Marx Monument

Es  kamen auch 1.500 Gegner und Unterstützer von Chemnitz Nazifrei (Chemnitz ohne Nationalsozialisten), die aus dem gegenüberliegenden Stadthallenpark ihren Widerstand gegen die Rechten äußern. Auch hier ist die Atmosphäre dicht.

https://youtu.be/RTeW_33l7-E

Eine Gruppe junger Iraker heben ihre Hände und zeigen den Demonstranten gegenüber den Mittelfinger. Plötzlich sind die irakischen Jungs ruhig. Ich dachte, es ist, weil ich die fotografiere, aber ich habe mich geirrt. Unter dem Karl-Marx-Monument marschiert ein Junge und zeigt den Hitlergruβ. Zorn weht aus seinem Gesicht und sein selbstbewusster Schritt ist entsetzlich. Ich bin atemlos. (Montag, 27.08.2018)

Chemnitz Demo

Die Polizisten stellen auf die Brückenstraße eine Polizeikolonne auf, die nach 19:00 Uhr ausbricht wie ein knisterndes Eis. Wasserwerfer! Ausschreitungen! Chaos! Krawalle! Randale!

Wasserwerfer in Chemnitz
Chemnitz verletzter Polizist

Die Aufmerksamkeit der Journalisten rückt um ein paar Meter weiter. Zwischen dem Kebab-Restaurant und der Sparkasse flackern die Kerzen. „Wir vergessen dich nicht!“, „In Frieden und Ruhe.“, so die im Kreis rumliegenden Zettelchen. Auch hier herrscht eine seltsame unausgeglichene Atmosphäre. (Montag, 27.08.2018)

Chemnitz Daniel H.

Ein brutaler Mord eines 35-jährigen Zimmermanns erschütterte nicht nur Sachsen, sondern auch Deutschland. Daniel Hillig erlag im Krankenhaus der Stichwunde. Zwei weitere Personen wurden verletzt. Die Polizei nahm einen mutmaßlichen 22-jährigen Iraker und einen 23-jährigen Syrer fest. Die Ursache des Verbrechens ist unbekannt. Nähere Erklärungen werden von der Polizei gemacht. Chemnitzer Bürgermeisterin Barbara Ludwig wird von Bürgern kritisiert, da sie das Chemnitzer Stadtfest nicht unmittelbar nach dem Mord an Daniel H. beendet hatte, sondern erst 12 Stunden später. (Montag, 27.08.2018)

Chemnitz Erinnerung an Daniel H.

Die Mord-Szene ist zu einer Sensation für Journalisten aus der ganzen Welt geworden. Ein schwarzhaariger trauriger Junge spricht die Reporterin mit dem Kameramann an und bittet sie um Respekt der Gedenkstätte.  Der Kameramann nähert sich mit der Kamera noch näher und respektlos an. Der Junge dreht schweigend den Kopf. Nicht jeder ist so ruhig wie er. „Entweder trauert mit uns oder verschwindet!“, schreit ein deutsches Mädel. Sie sitzt neben den Kerzen und schreibt eine Nachricht auf ein Papier mit einem Bleistift. Als sie fertig ist, stellt sie das Blatt unter die Blumen und stützt diese mit einer leeren Bierflasche ab. (Montag, 27.08.2018)

Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte klar, dass in der Nacht von Samstag auf Sonntag ein Mann getötet wurde und zum Glück die Verdächtigen bereits verhaftet sind. Sie sagte zu den ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz: „Wir haben Videoaufnahmen darüber, dass es Hetzjagden gab, dass es Zusammenrottungen gab, dass es Hass auf der Straße gab, und das hat mit unserem Rechtsstaat nichts zu tun.“ Sie betonte: „Es darf auf keinem Platz und auf keiner Straße zu solchen Ausschreitungen kommen.“

Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki gab der Bundeskanzlerin indes eine Mitschuld an den Übergriffen. „Die Wurzeln für die Ausschreitungen liegen im ‚Wir-schaffen-das‘ von Kanzlerin Angela Merkel.“, sagte Kubicki den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.

Chemnitz Merkel muss weg

Auf dem Rosenhof äußert sich ein Verkäufer zu der Ermordung und sagt: „Gestern Abend habe ich gemeinsam mit einem Freund und Wegbegleiter die Blumen niedergelegt und Kerzen aufgestellt. Leute seid wachsam, lasst Euch nicht provozieren! Wir sind im Recht! ICH will die Videos sehen, das OB Ludwig und BK Merkel zu Ihren Aussagen über die Geschehnisse in Chemnitz bewegt haben! Jeder Polizist, der in Chemnitz ist oder nach Chemnitz fahren muss, weiß, dass er bei uns sicheren Dienst leisten kann! Wenn von 8000 Demonstranten 40 Dumme dabei sind, ist es deren Aufgabe, diese strafrechtlich zu verfolgen! Aber 7960 Menschen waren friedlich! Und Konsorten rufen zum Krieg gegen uns auf! Wir, die noch nie eine Muslime vergewaltigt haben, wir die noch nie einen Flüchtling erstochen haben. Vor uns muss kein Mensch Angst haben! Den Volksfeinden sagen wir den Krieg an! Widerstand! Den Flüchtlingen sagen wir: Ihre seid weiterhin in Chemnitz sicher! Den Asylschmarotzern und Kriminellen sagen wir: Es reicht, wir wehren uns! Leute! Haltet zusammen! Lasst Euch nicht provozieren!“

Die Situation kommentiert auch der Inhaber einer Computerfirma aus Chemnitz: „Das hängt hier tief in der Bevölkerung. Sehr traurig. Die Regierung ist dabei aber auch nicht ganz unschuldig. Chemnitz ist die Hauptstadt von Chrystal Meth. Wir haben den schlechtesten Betreuungs-Schnitt in Kindergärten, hier ist der höchste Bierkonsum in ganz Deutschland, der geringste Durchschnittslohn. Da könnte man mal reagieren und was machen. Das hat Auswirkungen.“

Fünf Tage nach dem Mord gibt es wieder einen Skandal. Ein Justizbeamter hat den Haftbefehl eines mutmaßlichen Mörders, Yousif Ibrahim Abdullah, veröffentlicht. Der Justizangestellte heiβt Daniel Zabel aus Dresden, der den Haftbefehl an „Pro Chemnitz“ weitergeleitet hat. Der Haftbefehl wurde vom Gründer der Anti-Einwanderungsbewegung „Pegida“ Lutz Bachmann, der parlamentarischen Alternative für Deutschland (AfD) und der rechten Pro-Chemnitz-Bewegung veröffentlicht. Das Dokument enthält die Namen von mutmaßlichen Männern, Zeugen und Richtern. Es gab auch Details über das Verbrechen. (Donnerstag, 30.08.2018)

Am selben Tag finden in Chemnitz Sachsengespräche statt, an denen der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) mit mehreren anderen Mitgliedern seines Kabinetts und die Chemnitzer Bürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) teilnimmt, um die Fragen von Bürgern zu beantworten. Für den Zutritt in das CFC Chemnitzer Fuβballstadion sind nur die ersten 500 Leute mit einem gültigen Personalausweis zugelassen, mehr passen angeblich nicht in rein. Kretschmer eröffnet die „Sachsengespräche“ mit einer Schweigeminute zur Erinnerung an Daniel Hillig. Die Freigabe des Haftbefehls bezeichnet der Premierminister als Straftat. Wie sieht Kretschmer die Flüchtlingspolitik in der Tschechischen Republik? „In den aktuellen Verträgen steht nirgendwo drin, dass wir Flüchtlinge miteinander verteilen. Deswegen würde ich sagen, wenn der tschechische Ministerpräsident sagt, nein, keine Flüchtlinge, kann ich ihn nicht zwingen.“

Chemnitz Michael Kretschmer

Vor dem CFC Stadion findet parallel zu den „Sachsengesprächen“ eine Demonstration der rechtsgerichteten Bewegung für Chemnitz statt.

Ausschreitungen in Chemnitz

In die Demonstration reiht sich Ralf ein. „Wie Sie wissen, stehe ich auf der sogenannten rechten Seite, obwohl ich kein Rechter oder Nazi bin. Ich komme aus dem Mittelstand, bin selbstständig und meine Frau auch. Die Montags- und Donnerstagsdemos wären friedlicher verlaufen, wenn die Linken nicht gestört hätten, ich glaube, das ist gewollt. 90 Prozent der Menschen haben nichts gegen Ausländer und Asylanten, wenn Sie unsere Gesetze anerkennen und sich integrieren lassen. Kriminelle Asylanten haben ihr Aufenthaltsrecht verloren und müssen festgesetzt werden und abgeschoben. Deutschland ist so ein geiles Land, leider wird es von einem großen Teil der Politiker zerstört. Wenn Frau Merkel und ihr Sprecher Seibert im Fernsehen sagen, dass es in Chemnitz Hetzjagden gegen Ausländer gegeben hat und das nicht wahr ist, sagt das alles.“, so Ralf aus Chemnitz. Die Demonstration verläuft ohne größere Zwischenfälle. (Donnerstag, 30.08.2018)

Chemnitz Demo am Stadion

Die Flüchtlinge in Chemnitz haben Angst. „Ich habe eine Frau und zwei Töchter. Seit den Montagsdemonstrationen bleiben wir hauptsächlich in der Wohnung, weil wir Angst haben. Es tut uns leid, dass der Junge ermordet wurde, aber wir haben keinem etwas getan.“, sagt Ahmad auf Englisch, der in der Nähe des CFC-Stadions wohnt und die Demonstration aus dem Fenster beobachtet. (Donnerstag, 30.08.2018)

Es ist der 1. September und Chemnitz ist mit neuen Exzessen konfrontiert. Das ganze Wochenende wird als „Demo-Marathon“ bezeichnet. Die Menschen sind schockiert.

https://youtu.be/BlxLKIxoGw8

Die Polizei bereitet einen Krisenplan vor und bittet um Verstärkung aus anderen Bundesländern. Es gibt vor Ort 1.800 Polizisten, mehrere Wasserwerfer, gepanzerte Mannschaftswagen, Pferdepolizei, eine spezielle Polizeieinheit und zwei Hubschrauber. (Samstag, 01.09. 2018)

Chemnitz und Tschechien

„Ich sehe mit den ankommenden Flüchtlingen eine große Gefahr, die auch die Tschechische Republik bedroht.“, sagt Honza aus Tschechien, der heute nach Chemnitz mit 20 Freunden kam. Er begrüβt sich während des Interviews mit einigen deutschen Bürgern. „Ach, ja, wir kennen uns. Das sind bekannte Gesichter aus verschiedenen Demonstrationen,“ so der Tscheche aus Pilsen. „Hallo, Honza,“ ruft sein Kumpel Rolf und gibt ihm eine weiße Rose und erklärt, dass er sie dann auf die Gedenkstätte hinlegen soll. Honza, obwohl er wenig Deutsch versteht, sagt „danke“ und steckt die Blume erstmal in die hintere Jeanstasche.

Unter dem Karl Marx Monument mit dem Dekorationsschild „Chemnitz ist weder grau noch braun„ versammeln sich 4 500 Teilnehmer. In den Händen tragen sie Transparente wie zum Beispiel: „Merkel muss weg“ und von mehreren Seiten hört man mit stürmischer Stimme „Lügenpresse“ als Reaktion, dass die Medien die Stadt Chemnitz als rechtsextremistische-Stadt pauschalisiert haben. (Samstag, 01.09. 2018)

Chemnitz und Presse

Kontrovers ist der Trauermarsch zur Erinnerung an Daniel Hillig und an andere Opfer des „Multikulturalismus“ wie auch an die Tschechin Naďa Cizmarova, die im Jahr 2016 bei einem Attentat in Berlin ums Leben kam. Der Trauermarsch wird nach einigen Metern gestoppt, weil er den angegebenen Zeithorizont überschritten hat und seine Fortsetzung aus Sicherheitsgründen nicht möglich ist. Die Organisatoren der Demonstration danken den Teilnehmern für ihr angemessenes Verhalten und die Disziplin, und der Marsch löst sich auf. Hunderte Demonstranten kehren zur Statue von Karl Marx zurück und weigern sich, zu gehen. Die Polizei hat die Situation unter Kontrolle. (Samstag, 01.09. 2018)

Chemnitz und Sophia Lösche

Bezüglich des „Demo-Marathons“ findet in Chemnitz am Montag ein  #wirsindmehr-Konzert statt. Alle wollen nach Chemnitz, um das kostenlose Konzert mit den berühmten Stars wie „Casper“, „Marteria“, „Kraftklub“, „Trettmann“, „Feine Sahne Fischfilet“ und den „Die Toten Hosen“ anzuschauen. Es kommen 65 000 Zuschauer. Die Leute trinken hier aus den Glasflaschen Bier und Wein, kiffen Marihuana. (Montag, 03.08.2018)

„Das ist eine widerliche Afterparty. Ich sehe keine Friedensbotschaft. Nur am Anfang hat eine junge Frau während der Begrüßung von Abrüstung und von Frieden gesprochen, dafür erhielt sie großen Beifall. Ansonsten hat keine Band von Frieden und Abrüstung gesungen. Ich habe zu diesem Thema auch keine Transparente oder Fahnen gesehen.“, sagt Frank, der neben dem staatlichen Museum für Archäologie steht und die Stimmung beobachtet. (Montag, 03.08.2018)

Chemnitz weder grau noch braun
Chemnitz Konzert
Chemnitz Konzert in der Stadt
Chemnitz und Demo in der Stadt
Chemnitz, Demo und Konzert
Chemnitz und Popularität
Chemnitz und die Demonstranten
Chemnitz als Kulturhauptstadt 2025

Das Konzert endet kurz nach 21:00 Uhr. Was nun? Viele Konzert-Besucher laufen aus Langweile zu der Gedenkstätte. Auch eine Gruppe von etwa 20 Personen. Ein Typ provoziert mit der Flagge und seine Freundin tanzt respektlos mit der Bierflasche in der Hand neben den brennenden Kerzen. Eine Frau neben mir schüttelt den Kopf und sagt: „Ich bin weder auf der rechten noch auf der linken Seite, aber das ist mir zu viel. Das ist pervers.“

https://youtu.be/HG7dC25aYIQ

(Montag, 03.08.2018)

Polizisten am Demo

Deutschland ist der drittgrößte Waffenexporteur der Welt und der zweitgrößte Munitionsexporteur der Welt. Regelmäßig fahren Schiffe aus Deutschland mit Munition in die Krisengebiete der Erde, woher die Flüchtlinge kommen. Die Flüchtlinge haben dort brutale Gewalt erlebt, nur so kann man die brutale Gewalt hier in Deutschland erklären. Die Gewalt, die wir aus dem Westen dorthin exportieren, ist jetzt bei uns angekommen. Es muss endlich aufhören, dass Deutschland Waffen, besonders solche (Maschinengewehre), bei denen die Hemmschwelle für den Einsatz niedrig ist, exportiert. Durch Maschinengewehre sterben die meisten Menschen in kriegerischen Auseinandersetzungen.“, so nochmal Frank, der in Chemnitz als Ingenieur arbeitet.

(Montag, 03.08.2018)

Chemnitz Demo 2018

Dieses Wochenende finden in Chemnitz Modenächte statt. Mehr als vor der Modebühne vor der Galerie Kaufhof ist wieder vor dem Karl-Marx-Monument los. Die Demonstranten kamen mit dem Zug aus Dresden, Leipzig und anderen deutschen Städten an. Die Demo ist von Pro Chemnitz organisiert und hat sich klar gegen Nazis gestellt. Es gibt 1300 Polizisten, darunter auch aus Berlin. Die Wasserwerfer stehen in der Nähe. Der Hubschrauber kreist wieder über Chemnitz. Unter dem Karl-Marx-Denkmal versammeln sich 2 350 Demonstranten der rechtspopulistischen Pro-Chemnitzer Bewegung. „Merkel muss weg.“, „Lügenpresse“ ist wechselhaft mit brüllender Stimme zu hören.

https://youtu.be/UpdSTJd0_i0

Chemnitz sagt, weder graun noch braun
Chemnitz demonstriert
Chemnitz und die deutsche Flagge
Chemnitz und die deutsche Flagge am Boden

Es werden deutsche Flaggen ausgeteilt https://youtu.be/z0m6DXOn-HU und kurz nach 19 Uhr marschieren die Demonstranten durch die Stadt mit einem riesigen weißen Transparent und schwarzer Schrift: „Wir sind das Volk“.

https://youtu.be/o636-56nxGI

(Freitag, 7. September 2018)

Chemnitz und das Volk
Chemnitz wir sind das Volk

Am Theaterplatz gibt es ein kostenloses Konzert mit klassischer Musik unter dem Namen „Kultur für Offenheit und Vielfalt“, wo bis zu 5.000 Menschen kamen. Es spielen 40 Musiker. Im Stadthallenpark protestieren 1 000 Leute der linken „Chemnitzer Nazifrei“. Fazit: Der Regen und das Unwetter stört keinen. (Freitag, 7. September 2018)

Chemnitz dokumentiert

„Die Lösung gibt es längst, unsere Gesetze, wenn diese aber von den Behörden (nicht von der Politik) nicht zufriedenstellend umgesetzt werden (siehe im aktuellen Fall, wo alle drei Verdächtigen – auf Grund der berechtigten Ablehnung ihres Asylgesuchs – längst hätten abgeschoben sein können), dann wird es nicht besser.“ so Ronny, der nicht demonstriert. Er befindet sich an der Gedenkstätte und beobachtet die Situation in Chemnitz. (Freitag, 7. September 2018)

Die Polizei hat die Situation unter Kontrolle. In Chemnitz werden die Demonstrationen zur Tradition.? (Freitag, 7. September 2018)

Chemnitz Bürgerprotest

Die Stadt, wo die Thermosflasche und das erste Waschmittel hergestellt wurden. Die Stadt mit dem buntesten Schornstein Europas und die Stadt mit der kleinsten Burg Deutschlands. Die Stadt, wo sie geboren oder aufgewachsen sind: Eiskunstläuferin Katarina Witt, Fußballer Michael Ballack, Olympia-Gewichtheber-Champion Matthias Steiner, Sport Eiskunstlauf Paar Savčenková Aljona und Robin Szolkowy, Eisschnellläufer Denny und Nico Ihle. Zu der Stadt zählen auch Schriftsteller wie Stefan Heym, der Maler Karl Schmidt-Rottluff, die Ikone der Bauhaus-Kunstschule Marianne Brandt oder der Künstler Carsten Nicolai, die KraftKlub-Band und der Schauspieler Matthias Schweighöfer.

Chemnitz Rabensteiner Burg

Diese Stadt heiβt Chemnitz und ist mit der Lösung der Flüchtlingspolitik unzufrieden. Diese erzgebirgische Stadt erlebt eine alternde Zeit. Und die Chemnitzer? Sie sagen: Wir sind keine Nazis, sondern Menschen.

Chemnitz und Herr Šibík

Die Flüchtlingspolitik ist ein sehr kontroverses Thema. Was wir aber nicht vergessen sollten ist, dass es uns gut geht. Wir leben in einem demokratischen Land. Wir leben in einem friedlichen Land. Wir verhungern nicht. Wir verdursten nicht und wir haben genug Geld. Es ist schade, wenn sich Leute im 21. Jahrhundert so einfach beeinflussen lassen und das macht mir Sorgen. Ich hoffe, dass ich mich irre.

Zahlen: Am 7. Mai 2015 wurden 450.000 Flüchtlinge in Deutschland erwartet. Am 19. Juli 2015 wurde die Zahl auf 800.000 angepasst. Im Jahr 2015 erhielt Deutschland einen Rekord von 890.000 Flüchtlingen, im Jahr 2016: 280.000 Flüchtlinge und im Jahr 2017: 187.000 Flüchtlinge. Die Kosten für Flüchtlingspolitik in Deutschland sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Flüchtlingsausgaben werden in Deutschland ohne Staatsdefizite gedeckt, schreibt Spiegel. Laut UNHCR lebten Ende 2017 fast 2,3 Millionen Flüchtlinge in 28 EU-Ländern, was 0,45% der EU-Bevölkerung entspricht.

Link: amerikanischen Soldaten in Irak und Verpflegung

Zeitgeschehen nach Demonstrationen in Chemnitz 2018

Köthen und Demo

Köthen: 22-Jähriger stirbt nach Schlägerei an Herzversagen – zwei verdächtige Afghanen sind festgenommen. An der Gedenkstätte für Daniel ist eine weitere symbolische Gedenkstätte an den gestorbenen Jungen aus Köthen errichtet worden. (Sonntag, 09.09.2018)

Chemnitz und wieder ein kostenloses Konzert

Die C³ Chemnitzer Veranstaltungszentren GmbH beauftragt die Firma AKVmusic aus Kühlungsborn um Konzerte wie  #wirsindmehr“ zu organisieren. 

Es tretten die Bands „Die Zöllner“ und „Apfeltraum“ auf.  Es kamen ca. 300 Leute . (Montag, 10.09.2018)

Chemnitz und alternativer Künstler malt
Chemnitz und Medien

 Kunst-Installation „Der Wolf grüβt den Hitler“ von Rainer Opolka in Chemnitz.  (Donnerstag, 13.09. 2018)

Chemnitz, Ausstellung, Rainer Opolka

Bis zu 3500 Teilnehmer bei der 5. Demonstration der rechtspopulistischen Bewegung Pro Chemnitz versammeln sich vor dem Karl-Marx-Monument unter dem Motto „Wir sind mehr, wir kommen wieder!“ Hakenkreuz und Hitlergruß sind trotzdem dabei.? Vor Ort sind 500 Polizisten.  (Freitag, 14.09.2018)

Chemnitz Demo wieder
Chemnitz und Leute an der Demonstration
Chemnitz Polizisten vor Galeria Kaufhof
Chemnitz in der Nacht

Das dritte musikalisches Montagskonzert nach dem Tod von Daniel H. findet am Karl-Marx-Monument unter dem Motto: „Fuego am Kopp“ statt. Es treten Künstler auf: „Gruppa Karl-Marx-Stadt“, „Gossenboss mit Zett“ und auch DJ´s „Kid Pedro“, „Rudeboy Sundsystem“.
Es kamen ca. 2 000-3 0000 Zuschauer. (Mo, 17.09.2018)

Chemnitz und die Vorbereitungen am Karl Marx Kopf

Neben dem Monument ist auch ein Slackline-Parkour vom Verein Slackline Chemnitz, e.V. aufgebaut.  (Mo, 17.09.2018)

Chemnitz und Kinder

Parallel zu einem Konzert und dem Slacklines-Parkour findet am CFC Stadion eine politische Veranstaltung „Im Gespräch bleiben“ und „Wie sicher ist Chemnitz“ statt. Barbara Ludwig (Oberbürgermeisterin Chemnitz), Staatsminister des Innerns Prof. Dr. Roland Wöller und Bürgermeister für Recht, Sicherheit, Umweltschutz Miko Runkel (links) versuchen, die Fragen der Bürger zu beantworten. Außerdem stehen auch der Ehrenpräsident der Handwerkskammer Dietmar Mothes, Pfarrer Stephan Brenner, Polizeidirektorin Sonja Penzel und Herr Knut Kunze zur Verfügung. Im Stadion dürfen maximal 500 Bürger aus Chemnitz Platz einnehmen. Es kamen 175 Einwohner. Platz ist genug. Die Atmosphäre ist angespannt. (Mo, 17.09.2018)

Chemnitz Barbara Ludwig, Roland Wöller, Miko Runkel
Chemnitz und Konferenz
Chemnitz Konferenzgespräche

Einen Tag nach dem Gespräch „Wie sicher ist Chemnitz“ ist einer der Verdächtigen, der 22-jährige Iraker Yousif A. wieder frei, da das Amtsgericht Chemnitz den Haftbefehl gegen den Iraker aufgehoben hat. Der Grund dafür seien keine Beweise bzw. „Fake-Beweise“. (Di, 18.09.2018)

Am Freitag  wurden  zwei Demos angekündigt. (Fr, 21.09.2018)

Chemnitz gegen Rassismus
Chemnnitz und der bunte Regenschirm

Unter dem „Marx-Kopf“ ist die Demonstration vom rechtspopulistischen Bündnis „Pro Chemnitz“ angekündigt. Es kommen ca. 2 000 Teilnehmer. 800 Polizisten sichern vor Ort beide Veranstaltungen. Es regnet in Strömen. (Fr, 21.09.2018)

Chemnitz als Heimat
Chemnitz und die Bühne

Am 4. Juli 2019 startet ein neues COSMOS Festival mit Künstlern, Artisten, Dokumentationen, Filmpremieren. Demnach sagten bereits Herbert Grönemeyer, Tocotronic und Joris zu.

Konzert „#Wir sind mehr“ – nach Angaben der Organisatoren kamen 50 000 Menschen in die Innenstadt (4.7.2019)

Chemnitz auf dem Konzert
Chemnitz und die Gedenkstätte

 Monic Wölker (Kandidatin für Chemnitz Stadtratswahl 2019),  Bianca Steinbock (Kulturmanagerin der Stadtverwaltung Chemnitz) und Mirjam Weigelt (Allianz Hauptvertretung in Chemnitz) gründeten den Verein Chemnitzer Bürgerfest e.V. und damit organisierten sie das kostenfreie dreitätige Herzschlag-Festival, das sogenannte Bürgerfestival, mit 13 Bühnen. Es war kurz vor der Landtagswahl Sachsen.

Es war sehr laut in der Stadt, weil zum gleichem Zeitpunkt eine Demonstration am Johannisplatz stattfand, welche gegen die andere Demonstration an der Johanniskirche demonstrierte.

Chemnitz und Pro Chemnitz
Chemnitz und Pro Chemnitz vor dem Marsch
Chemnitz und Demo der Linken
Chemnitz nie wieder
Chemnitz im Alltag
Chemnitz und Daniel H.

Text: Šárka Vacková
Fotos: Šárka Vacková

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